Bist du in deinem Dentallabor eher eine Fachkraft oder eine Führungskraft? Und wie viel Prozent deiner Arbeitszeit entfallen jeweils auf diese Bereiche? Diese Fragen sind entscheidend für den Erfolg deines Labors. In diesem Artikel beleuchten wir die Unterschiede zwischen Fach- und Führungskräften und zeigen dir, wie du dich als Laborchef oder -chefin optimal positionierst.
Der grundlegendste Unterschied zwischen Fach- und Führungskräften lässt sich wie folgt zusammenfassen: Eine Fachkraft macht sich selbst besser, eine Führungskraft macht andere besser. Die meisten Zahntechniker lieben ihr Handwerk, was verständlich ist. Es ist ein Handwerk mit viel Sinnhaftigkeit, bei dem man die Lebensqualität von Menschen verbessert und kleine Kunstwerke schafft. Diese Leidenschaft ist wichtig, doch wenn du ein Dentallabor mit mehreren Mitarbeitern führst, reicht sie allein nicht aus. Dann ist nicht nur deine fachliche Kompetenz entscheidend, sondern auch deine Fähigkeit, ein Team zu führen.
Viele Laborchefs stehen an diesem Punkt vor einer Herausforderung. Sie sind exzellente Zahntechniker, haben sich mit viel Fleiß und Fachwissen eine starke Position erarbeitet, merken aber plötzlich, dass das alleine nicht reicht. Denn wer ein Team leitet, muss mehr können, als nur perfekten Zahnersatz herzustellen. Ein wichtiger Unterschied zwischen einem Dentallabor und einer Zahnarztpraxis besteht darin, dass die Mitarbeiter in einem Dentallabor in der Regel die gleiche Ausbildung und Qualifikation haben wie der Chef. Während in einer Zahnarztpraxis der Unterschied zwischen Arzt und Helferin größer ist, sind die Unterschiede im Dentallabor eher gering. Der Chef kümmert sich zusätzlich um administrative Aufgaben, Marketing, Kundenbetreuung und Neukundenakquise. Es geht darum, sich von der reinen Fachkraft zur Führungskraft zu entwickeln oder bewusst zu entscheiden, diese Rolle jemand anderem zu überlassen.
Um herauszufinden, wie viel Fachkraft und wie viel Führungskraft in dir steckt, hilft ein einfaches Modell. Stell dir ein Diagramm mit zwei Achsen vor: Auf der x-Achse liegt deine fachliche Arbeit, auf der y-Achse deine Führungsarbeit. Je nachdem, wo du dich einordnest, ergibt sich ein bestimmtes Profil, das über deine aktuelle Rolle im Labor entscheidet.
Drei typische Positionen lassen sich auf dieser Skala identifizieren. Zunächst gibt es die 100% Fachkraft, die vollständig in der Technik verankert ist, selbst mitarbeitet und kaum Zeit für Führung hat. Diese Position ist ideal für angestellte Zahntechniker, aber nicht für einen Laborchef, der ein wachsendes Unternehmen führt. Die zweite Position ist die Balance zwischen Fachkraft und Führungskraft, bei der die Zeit etwa 50/50 zwischen Produktion und Führung aufgeteilt wird. Dies funktioniert gut für kleinere Labore mit fünf bis acht Mitarbeitern. Du bist noch operativ tätig, nimmst dir aber bewusst Zeit, um dein Team zu steuern und Prozesse zu optimieren. Die dritte Position ist die 100% Führungskraft, die sich aus der Produktion weitgehend oder vollständig zurückgezogen hat. Ihr Fokus liegt auf Strategieplanung, Personalführung und Unternehmensentwicklung. Diese Position ist notwendig, wenn du ein größeres Labor mit zehn oder mehr Mitarbeitern führst.
Die entscheidende Frage ist, wohin du dich entwickeln willst. Möchtest du weiterhin hauptsächlich Fachkraft sein oder entwickelst du dich zur Führungskraft? Beide Wege sind möglich, aber sie haben unterschiedliche Konsequenzen. Wenn du Fachkraft bleiben möchtest, brauchst du entweder einen starken Laborleiter oder einen Mitinhaber, der das Management übernimmt. Wenn du Führungskraft werden möchtest, musst du lernen, Verantwortung abzugeben und zu delegieren.
Ohne Führung gibt es keine Klarheit. Ohne Klarheit gibt es kein Wachstum. Ein Labor kann nur dann erfolgreich wachsen, wenn es gut geführt wird. Je größer dein Team, desto wichtiger wird es, dass du dich nicht mehr selbst in jedes Detail der Produktion vertiefst, sondern dich um das große Ganze kümmerst. Führung ist kein Talent, das man entweder hat oder nicht. Es ist eine Fähigkeit, die man lernen kann. Die Frage ist nur, willst du es wirklich?
Die Entscheidung, ob du eher Fachkraft oder Führungskraft sein möchtest, ist eine persönliche. Wichtig ist, dass du dir deiner Stärken und Schwächen bewusst bist und die Rolle wählst, die am besten zu dir und deinen Zielen passt. Wenn du dich für den Weg der Führungskraft entscheidest, solltest du bereit sein, Verantwortung abzugeben, zu delegieren und kontinuierlich an deinen Führungsqualitäten zu arbeiten. Denn gute Führung ist der Schlüssel zum nachhaltigen Wachstum deines Dentallabors.
ÜBER DEN AUTOR
Rainer Ehrich
Ich bin Rainer Ehrich, Geschäftsführer der Ehrich Dental Consulting GmbH, und seit fast 50 Jahren in der Dentalbranche tätig. Als gelernter Zahntechniker mit eigener Laborerfahrung kenne ich die Herausforderungen, mit denen Laborinhaber täglich konfrontiert sind – und vor allem, wie sie diese nachhaltig lösen können.
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