Viele Laborinhaber träumen davon: Ein kleines, schlagkräftiges Team, hohe Umsätze und maximaler Gewinn. Doch ist das in der Praxis realistisch?
Die Antwort lautet: Ja, es geht. Mit den richtigen Workflows, digitaler Technik und smartem Outsourcing kannst du mit vier Leuten in der Produktion rund eine Million Euro Umsatz machen – und dabei 360.000 Euro Gewinn erzielen.
Wie genau das funktioniert, erfährst du in diesem Artikel.
Der Schlüssel zu diesem Modell ist die Digitalisierung kombiniert mit Outsourcing. Viele Labore hängen noch an alten Strukturen, doch wer effizienter arbeiten und mehr Gewinn machen will, muss seine Prozesse überdenken.
Die Zahntechnik hat sich stark verändert. Monolithische Kronen sind zum Standard geworden, Zahnarztpraxen erwarten schnelle, präzise Lösungen, und die Industrie sowie Fräszentren bieten hochqualitative Outsourcing-Optionen. Das bedeutet, du musst nicht mehr alles selbst machen.
Wenn ich heute ein Dentallabor aufmachen würde, dann mit einer klaren Spezialisierung: Nur Kombitechnik – keine Kronen, keine Brücken, keine Reparaturen (außer für eigene Arbeiten).
Der Grund dafür liegt in mehreren Vorteilen. Kombiarbeiten sind wertiger und hochpreisiger als Standardversorgungen, was zu höheren Preisen führt. Zudem gibt es weniger Konkurrenz, da viele Praxislabore und Billiganbieter im Ausland diese Art von Arbeiten nicht so einfach duplizieren können. Nicht zuletzt ermöglichen sie effiziente Workflows, da eine klare Spezialisierung Chaos reduziert und die Produktivität steigert.
Ein solches Modell erfordert ein spezifisches Labor-Setup:
Kleines, hochspezialisiertes Team: Dies umfasst vier Personen in der Produktion (inklusive des Chefs) und eine Bürokraft für Verwaltung und Abrechnung. Es basiert auf effizienten Prozessen, die stark auf Outsourcing ausgerichtet sind.
Klare Struktur: Was bleibt im Labor, was wird outgesourct? Inhouse bleiben das Scannen, das Designen (CAD), Feinarbeiten und Verblendungen. Outgesourct werden Konstruktionen für Teleskope, Geschiebe und Modellguss sowie das Fräsen und Drucken von Metallgerüsten (SLM – Selective Laser Melting für Metallkonstruktionen). Outsourcing ist keine Schwäche, sondern eine unternehmerische Entscheidung. Statt Hunderttausende in Maschinen zu investieren, zahlst du für exakte Bauteile – ohne Fixkosten, Wartung oder Produktionsausfälle.
Kundenstruktur: 15 Zahnärzte mit regelmäßigen Aufträgen Ideal sind etwa 15 Zahnärzte, von denen jeder zwei bis drei Kombiarbeiten pro Monat liefert. Bei einem durchschnittlichen Umsatz von 5.000 bis 6.000 € pro Kombi ergibt sich ein monatlicher Umsatz von circa 85.000 €, was einem Jahresumsatz von einer Million Euro entspricht. Diese Struktur bringt hohe Planbarkeit und minimiert das Risiko von Umsatzschwankungen.
Oft gibt es Missverständnisse bezüglich des Outsourcings:
"Ich brauche eine eigene Maschine, um wettbewerbsfähig zu sein!" Das ist falsch. Die Maschine allein macht keinen Unterschied. Entscheidend ist, dass du hochwertige Arbeiten lieferst. Ein Zahnarzt interessiert sich nicht für deine Technik, sondern nur für das perfekte Ergebnis.
"Ich verliere die Kontrolle, wenn ich auslagere." Auch das ist falsch. Kontrolle bedeutet, dass du exakte Vorgaben machst und mit den besten Outsourcing-Partnern zusammenarbeitest. Wer selbst produziert, hat genauso Qualitätsrisiken, zum Beispiel durch falsche Einstellungen oder verschlissene Fräser.
"Längere Lieferzeiten durch den Postweg? Das kann ich mir nicht leisten." Falsch. Eine gut geplante Terminstruktur gleicht das aus. Entscheidend ist eine klare Kommunikation mit dem Zahnarzt: "Unsere Arbeiten dauern XY Tage." Punkt.
"Eine hohe Outsourcing-Rechnung macht mir Bauchschmerzen." Das ist ebenfalls ein Irrtum. Viele Labore empfinden eine Monatsrechnung an ein Fräszentrum als "teure Ausgabe". Aber ob du nun 5.000 € an Outsourcing-Partner zahlst oder fünf Mitarbeiter finanzierst, macht keinen Unterschied – außer dass Outsourcing flexibler ist!
Ein Vergleich der Beispielrechnungen zeigt die Profitabilität:
Klassisches Labor (mit eigener Fertigung) – Beispielrechnung: Bei einem Jahresumsatz von 1 Mio. € mit sieben bis acht Mitarbeitern (Personalkosten ca. 400.000 €), Maschinen-Investitionen und Wartung von ca. 150.000 €, sowie Material- und Fixkosten von 250.000 €, verbleibt ein Gewinn von 200.000 €.
Digitales Labor mit Outsourcing – Beispielrechnung: Bei gleichem Jahresumsatz von 1 Mio. € und vier Mitarbeitern (Personalkosten ca. 150.000 €), aber mit Outsourcing-Kosten von 500.000 € und Material- und Fixkosten von 100.000 €, ergibt sich ein Gewinn von 350.000 €.
Das Ergebnis ist deutlich: Bei gleichem Umsatz ist fast doppelt so viel Gewinn möglich!
Um dieses Modell umzusetzen, brauchst du zwei Dinge:
Stabile Kundenbasis: Du brauchst 10–15 Zahnärzte, die regelmäßig Kombiarbeiten bei dir in Auftrag geben. Gute Kunden sind der Schlüssel; du brauchst Zahnärzte, die Wert auf Qualität legen, nicht die, die nur nach dem billigsten Preis suchen.
Effiziente Prozesse & klare Abläufe: Dazu gehören feste Workflows für digitale Fertigung und Outsourcing, eine klare Kommunikation mit Zahnärzten über Lieferzeiten und Qualität sowie die ständige Optimierung der Abläufe, um effizienter zu werden.
Digitalisierung und Outsourcing sind keine Bedrohung – sie sind eine Chance. Mit der richtigen Strategie kannst du mit vier Leuten eine Million Umsatz machen. Entscheidend ist nicht, was du selbst produzierst, sondern wie effizient dein Workflow ist.
Wenn du dieses Modell für dein Labor umsetzen willst, dann brauchst du eine klare Strategie, die folgende Fragen beantwortet:
ÜBER DEN AUTOR
Rainer Ehrich
Ich bin Rainer Ehrich, Geschäftsführer der Ehrich Dental Consulting GmbH, und seit fast 50 Jahren in der Dentalbranche tätig. Als gelernter Zahntechniker mit eigener Laborerfahrung kenne ich die Herausforderungen, mit denen Laborinhaber täglich konfrontiert sind – und vor allem, wie sie diese nachhaltig lösen können.
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